Bell Equipment auf der BAUMA 2022: Ein Spezialist nimmt Maß

Published: 14 July 2022

Der Bell B45E 4x4 mit 41 Tonnen Nutzlast zielt speziell auf kleine und mittlere Gewinnungsbetriebe.

Als Muldenkipper-Spezialist mit dem weltweit größten Modell-Angebot steht Bell Equipment seit jeher auch für spezifisch ausgelegte Branchenlösungen und maßgeschneiderte kundenorientierte Sonderlösungen. In München beweisen dies die neue Generation des knickgelenkten Allrad-Zweiachsers Bell B45E 4x4 sowie ein Bell B30E mit unter 3,0 Metern Fahrzeugbreite, der Maschinentransporte erheblich erleichtert und mit einer deutschen Straßenzulassung präsentiert wird.

Als Ergänzung seines Programms an insgesamt sieben Modellen „klassischer“ 6x6-Dumper mit Nutzlasten von 18 bis 45,4 Tonnen bietet Bell Equipment als weltweit einziger Knicklenker-Hersteller seit sechs Jahren eine eigenständige Zweiachs-Baureihe. Alle drei Modelle richten sich an unterschiedliche Marktsegmente und Kundengruppen und positionieren sich in bestimmten Anwendungen dank spezifischer Vorteile des 4x4-Knicklenker-Konzepts gegenüber herkömmlichen starren Muldenkippern, aber auch gegenüber den auf extreme Geländegängigkeit ausgelegten Dreiachs-Dumpern.

Das gilt am oberen Ende für den Bell B60E 4x4 – mit 55 Tonnen Nutzlast und 35 m³ Muldeninhalt inzwischen die international anerkannte Referenzlösung für den witterungskritischen Ganzjahres-Einsatz in topographisch anspruchsvollen Tagebauen oder Großsteinbrüchen. In der unteren Klasse überzeugt der Bell B30E 4x4 (28 t; 18,5 m³) als kompakte und dabei hoch wirtschaftliche Lösung im Lockergestein, Materialumschlag oder bei Untertageeinsätzen.

Die gefederte Hinterachse bringt mehr Komfort und Sicherheit.

Im Steinbruch zuhause

Der jetzt in zweiter Generation vorgestellte Bell B45E 4x4 (41 t; 25 m³) zielt auf das Segment kleinerer bis mittlerer Steinbruchbetriebe, wo er gegen Starrkipper der 45- bis 55-Tonnenklasse bzw. 6x6-Dumper ab 40 Tonnen Nutzlast antritt. Gegenüber beiden Fahrzeuggattungen spielt der 4x4-Zweiachser seine Stärken im typischen Hartstein-Abbau auf unterschiedlichen Sohlen mit steil angelegten Fahrwegen und engen Kehren voll aus.

Bereits bei feuchter Witterung kommen konventionelle 4x2-Starrkipper rasch an ihre Grenzen. Allrad-Antrieb und Dreh-/Knickgelenk des Bell B45 E 4x4 gewährleisten jederzeit eine hohe Traktion, Hilfs- und Betriebsbremse lassen sich dank ständigem Bodenkontakt aller Reifen selbst unter Volllast sehr kontrolliert einsetzen. Das gute Leistungsgewicht hält Umlaufgeschwindigkeiten bei schwieriger Witterung hoch und verlängert in exponierten Betrieben die Produktionszeiten. Darüber hinaus meistert der Bell B45E 4x4 auch Haldeneinsätze im Abraum oder bei Neuaufschlüssen. Ist der Allrad-Zweiachser hier naturgemäß seinen Offroad-6x6-Pendants unterlegen, bringt seine zwillingsbereifte Solo-Hinterachse auf trockenen Fahrwegen jedoch große Vorteile gegenüber den hinteren Dumper-Tandemachsen: In engen Kehren laufen diese „aus der Spur“, verursachen auf weichem Untergrund einen hohen Instandhaltungsaufwand und sind hauptverantwortlich für den in abrasivem Gestein typischen massiven Verschleiß der 6x6-EM-Bereifung. Hinzu kommt eine höhere Wendigkeit dank des kürzeren Hinterwagens, die sich gemeinsam mit der steinbruch-typischen Gesteinsmulde in schnelleren Zyklen an der Wand oder am Vorbrecher auszahlt.

Schon bei seiner ersten Vorstellung auf der Bauma 2019 sorgte der Bell B45E 4x4 für ein großes Interesse gerade bei mitteleuropäischen Steinbruch-Betreibern, auf deren Förderketten der 4x4-Zweiachser in Größe und Konzept besonders zugeschnitten ist. Auch die Bell-Vertriebsverantwortlichen und Händler erkannten das große Potential in einem Segment, das nicht zuletzt durch ein zunehmend ausgedünntes Angebot an entsprechenden starren SKW-Lösungen geprägt ist. Ausgelöst durch die modellübergreifende Umstellung aller Bell-Muldenkipper auf EU-Stufe V entschied man sich deshalb schnell zu einer grundlegenden Überarbeitung der ersten Modellgeneration, in die neben technologischen Updates von Antriebskomponenten, Steuerung oder Bedienkonzepten auch grundlegende Veränderungen an der Fahrzeugtechnik auf Basis des Anwender-Feedbacks aus Praxistests und ersten Kundenplatzierungen einflossen.

Enge Kehren im Abbau oder in der Produktion sind die Paradedisziplin des wendigen Zweiachsers

Besser Fahren – besser Laden

Die maßgeblichen Veränderungen betreffen insbesondere den Hinterwagen des Bell B45E 4x4. Trotz einer neuen Achsaufhängung und eines stark angepassten Mulden-Designs blieben Rahmenlänge und Radstand nahezu identisch und machen den Zweiachs-Knicklenkers sehr wendig (max. Wendekreis: 17,31 m).

Wie beim Sechzigtonner Bell B60E 4x4 übernehmen jetzt zwei Öl-/Stickstoff-Stoßdämpfer die Federung der zwillingsbereiften Antriebsachse vom deutschen Hersteller Kessler. In Verbindung mit der serienmäßigen adaptiven „Comfort-Ride“-Frontfederung sorgt dies für mehr Fahrkomfort, insbesondere aber für noch bessere Traktion und Bremseigenschaften des beladen rund 79 Tonnen schweren Zweiachsers (Leergewicht: 38.137 kg). Die Hinterachse bietet neben einem Anti-Schlupf-Differenzial jetzt auch eine sensor-gestützte automatische Traktionskontrolle. Anlenkung und Federwege der neuen Aufhängung wurden so dimensioniert, dass eine Ausrüstung der 21.00 R35-Zwillingsbereifung mit Schneeketten möglich ist.

Komplett neu gezeichnet wurde die abgasbeheizte Gesteinsmulde mit flachem Boden: Für ein besseres Zusammenspiel mit den in kleineren bis mittleren Steinbrüchen oft typischen Radladern wurde die Standardmulde verlängert und erhielt eine gerade Stirnwand, was dank längerer Muldenoberkante und besserem Füllverhalten jetzt auch die zügige Beladung mit breiten 3,5- bis 6-m³-Felsschaufeln ermöglicht (Überladehöhe: 3.485 mm). Dabei blieben sowohl die max. Kipphöhe (6.485 mm bei 55°) als auch die große Bodenfreiheit der Schurre (890 mm) nahezu unverändert. Damit lässt sich der knickgelenkte 41-Tonnen-Zweiachser deutlich einfacher in bestehende Infrastrukturen (z. B. Brecher-Einhausungen) einpassen als vergleichbare 6x6-Knicklenker mit langer Erdbau-Mulde, bietet jedoch deren Vorteile gegenüber konventionellen Starrkippern mit tiefer Schurre beim schnellen Entladen in jedem Terrain. Alternativ zur 4.265 mm breiten 25-m³-Standardmulde (mit Heckklappe: 26 m³ / 4.639 mm) ist optional jetzt auch eine schmalere Version gleichen Inhalts erhältlich, mit der die Fahrzeugbreite trotz Heckklappe unter 4,0 Metern bleibt. Der etwas längere „Narrow“-Muldenkörper mit erhöhter Muldenkante (3.671 mm) optimiert dabei nochmals die Ladespiele mit schweren Radladern.

Gerade in der gemeinsamen Bewirtschaftung kleinerer Gewinnungsstätten ermöglicht der ein straßenzugelassener Muldenkipper erheblich Einsparungen in der betrieblichen Logistik

Topaktuelle Technik aus der Großserie

Der Bell B45E 4x4 besitzt den identischen Vorderwagen des 6x6-Schwestermodells B45E. Damit profitieren die Betreiber bei Antrieb, Kraftübertragung und intelligenter Fahrzeugsteuerung von der ständig weiterentwickelten 6x6-Knicklenker-Großserientechnik von Bell Equipment. Unter der Haube arbeitet der 390 kW starke Reihensechszylinder OM471LA von Mercedes-Benz in MTU-Offroadversion. Die Abgasreinigung nach EU-Stufe V übernimmt ein wartungsarmes System aus kontrollierter Abgasrückführung (EGR), SCR-Technologie und Dieselpartikelfilter. Gemeinsam mit der „selbstlernenden“ Allison-Siebengang-Automatik 4700 ORS gewährleistet der drehmoment-optimierte Motor (2.460 NM bei 1.300 U/min) eine hohe Kraftstoff-Effizienz, die sich in niedrigen Verbrauchswerten niederschlägt. Wie bei den übrigen aktuellen Bell-Großdumpern übernehmen Ölbadlamellen-Bremsen an beiden Achsen die Verzögerung – in Kombination mit der Jacobs-Motorbremse auch als mehrstufig programmierbare, vollautomatische Dauerbremse.

Der Arbeitsplatz in der großräumigen Bell-Standardkabine des B45E 4x4 bietet gute Übersicht, hohen Komfort und ein vollständiges Serien-Paket an fahrerbezogenen Assistenzsystemen. Dazu zählen beispielsweise Berganfahrhilfen bzw. Rückroll-Sperren sowie Lade- und Kipp-Routinen, die gleichermaßen für Produktivität und Sicherheit sorgen. Alle elektronischen Helfer und Status-Anzeigen basieren auf Echtzeit-Messdaten der vernetzten Fahrzeug-Sensorik (On-Board-Waage, Neigungs- und Rollsensoren, etc.), die über praxisgerechte Auswertungen der satellitengestützte Bell-Maschinenüberwachung Fleetm@tic auch zur Leistungsdokumentation bzw. Wartungsoptimierung abgerufen werden können.

Abbau extrem: Wenn konventionelle Starrkipper längst stehen verlängert der Bell B45E 4x4 die Produktion selbst unter widrigsten Bedingungen.

Das Bell 4x4-Angebot im Überblick

 

Technische Daten            B30E 4x4                         B45E 4x4                        B60E 4x4

Motorleistung, brutto       260 kW                            390 kW                            430 kW

Betriebsgewicht Leer       21 517 kg                         37 154 kg                         42 476 kg

Beladen                          49 517 kg                         78 154 kg                         97 476 kg

Nennnutzlast                   28 000 kg                         41 000 kg                         55 000 kg

Muldeninhalt (SAE 2:1)     18,5 m³                            25 m³                              35 m³

 

Die neu gezeichnete Gesteinsmulde mit gerader Stirnwand bietet vor allem Vorteile in der Beschickung durch Großradlader.

Mehr Flexibilität – weniger Kosten

Optimierte Offroad-Fahreigenschaften, der niedrige Bodendruck sowie hohe Nutzlasten und -volumen machen knickgelenkte Muldenkipper zur ersten Wahl für Massenbewegungen im schweren Erdbau, etwa bei Infrastruktur-Maßnahmen oder größeren Erschließungen im Wohn- und Industriebau. Wie bei allen anderen leistungsfähigen Erdbau-Maschinen entscheiden bei Dumper-Einsätzen neben der Projektdauer und Aushubmenge vor allem auch der organisatorische Aufwand und die anfallenden Kosten für den Maschinentransport. Gerade bei kostenkritischen Kurzzeiteinsätzen oder häufig wechselnden Einsatzort bevorteilt dies heute alternative Transportlösungen, wie etwa schwere Allrad-LKW oder Traktorgespanne. Diese gelangen zwar ohne Tiefbett auf eigener Achse zur Baustelle, erfordern aufgrund von maschinentechnisch Defiziten im schweren Gelände oder im Materialumschlag erhebliche Anpassungen in den Abläufen, die nicht selten von der „Best Practice“ in punkto Performance, Arbeitssicherheit und -komfort abweichen.

Dank seines überlegenen Nutzlast-/Leergewichts-Verhältnisses (28.000 kg / 20.310 kg) und des verbrauchsoptimierten Antriebsstrangs (brutto: 260 kW bei 2 200 U/min) hat sich der Bell B30E als besonders wirtschaftliche Lösung im schweren Erdbau erwiesen. Auch viele Lohndienstleister in der Gewinnung setzen auf den 30-Tonner, entsprechend populär ist der Bell B30E in der Vermietung, was ihn inzwischen in vielen Ländern zu den meist platzierten Modellen nicht nur innerhalb des Bell-Programmes, sondern markenübergreifend innerhalb der 30-Tonnen-Klasse machte.

Mit Heckklappe an der 17,5-m³-Standardmulde misst allerdings auch der Bell B30E 3.268 mm (ohne Heckklappe: 2.968 mm) und überschreitet damit die Grenze von 3,00 Metern, die in den Straßenverkehrsordnungen vieler Ländern entscheidend für den unbürokratischen Maschinentransport ist. Und genau hier setzt der auf der Bauma vorgestellte Bell B30E in „Narrow“-Ausführung an: Sein angepasster Muldenkörper liegt inklusive Heckklappe bei nur noch 2.998 mm, das heißt die Maschine kann ohne aufwändige Demontage verladen werden und je nach nationalen Vorschriften im Rahmen einer Dauergenehmigung ohne weitere Anmeldung oder Begleitfahrzeug transportiert werden. Durch den höheren Muldenkörper (Überladehöhe: 2.963 mm) bleibt das Nutzvolumen identisch – selbstverständlich ist auch die „Narrow-Mulde“ serienmäßig abgasbeheizt.

Mit unter 3000 mm Gesamtbreite vereinfacht der Bell B30E „Narrow“ Maschinentransporte erheblich.

Noch einen Schritt weiter ging Bell Equipment in Zusammenarbeit mit dem deutschen Vertriebspartner Kiesel: Mit offizieller deutscher Straßenzulassung erreicht der Bell B30E „Narrow“ seinen Einsatzort jetzt auch auf eigener Achse. Die entsprechende Dauergenehmigung durch die regionalen Verkehrsbehörden basiert auf einem Mustergutachten, das die technische Übereinstimmung mit den für Sonderfahrzeugen kritischen Werten bescheinigt und notwendige Zusatzausrüstungen ausweist. Ein entscheidendes Kriterium war hier unter anderem die typische Achslastverteilung der Bell-Knicklenker, wobei der Bell B30E mit unter 11 Tonnen an der „leeren“ Vorderachse bis zu 4000 kg unter vergleichbaren Wettbewerbsmodellen der 25-/30-Tonnenklasse. Neben fest montierten verkehrskonformen Beleuchtungseinheiten (Blinker, etc.) and der Fahrzeugfront verfügt der „Straßen-Bell“ hinten über abnehmbare Kotflügel mit Rückbeleuchtung, die mit wenigen Handgriffen vor den Überführungsfahrten des leeren Fahrzeugs montiert wird.

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50 km/h und gewährleistet damit wirtschaftliche Überführungen selbst für regionale Tageseinsätze. Dabei profitiert der Fahrer vom hohen Fahrkomfort der serienmäßigen adaptiven „Comfort-Ride“-Frontfederung und dem souveränen Zusammenspiel des drehmomentstarken Mercedes/MTU-Sechszylinders (max. 1450 Nm) mit der schaltpunktoptimierten Allison xFE-Sechsgang-Automatik 3400 ORS. Die automatische Retarderfunktion gewährleistet zudem ein vorausschauendes Fahren, was den Verbrauch auch auf längeren Strecken in engen Grenzen hält.

Nach Einführung der neuen Straßen-Option Bell B30E haben sich schon diverse Betreiber für das komplett mit Zulassung und allen Umbauten gelieferte Modell entschieden. Neben Straßen- und Tiefbauern mit stark regionaler Ausrichtung auch Gewinnungs-Dienstleister mit deutlich größeren Einzugsgebieten. Profitiert das Bauunternehmen von der wirtschaftlichen Verfügbarkeit der wendigen und hochproduktiven Dumper auch bei kleineren Maßnahmen, punktet der „Straßen-Bell“ bei der Bewirtschaftung mehrerer kleinerer Gewinnungsstätten mit einer deutlich vereinfachten betrieblichen Logistik.

Neben den gezeigten Modellen informiert Bell Equipment in München auch über modellübergreifende Weiterentwicklung seiner aktuellen E-Serie. Neben weiteren Vereinfachungen im Betrieb durch neue Bedienfunktionen zählen dazu auch neue Features in der bell-eigenen Flottensoftware Fleetm@tic. Kundendienst-Spezialisten aus allen globalen Bell-Vertriebsregionen orientieren darüber hinaus über die weiter ausgebauten Servicepakete für alle Branchen und Märkte.

Bell Equipment auf der Bauma: Halle C6, Stand 30

 

Dank serienmäßiger Muldenheizung und hoher Schüttkante kippt der Bell B45E 4x4 auf Halde sicher ab.

In seinem Element: Der Bell B30E mit „Narrow-Mulde“ und Straßenzulassung ist ein Erdbau-Spezialist, der alternativen Lösungen wie Traktorgespannen in der Praxis weit überlegen ist.

 

Für Überführungsfahrten lassen sich die Zusatzkotflügel mit der rückwärtigen Beleuchtung schnell an- und abbauen.